DER BIO-ADAPTER​​​​​​​
"Der Bio-Adapter bietet in seinen Grundzügen den ersten diskussionswürdigen Umriss einer vollständigen Lösung aller Weltprobleme." Oswald Wiener
Die Freundschaft zwischen dem Schriftsteller, Kybernetiker und Sprachtheoretiker OSWALD WIENER und dem Künstler und Architekten WALTER PICHLER war geprägt von gemeinsamer Neugierde und künstlerischem Austausch. Beide arbeiteten, jeder auf seinem Gebiet, an neuen Lebensformen, motiviert durch ein intensives Interesse an der Erweiterung der Wahrnehmung. In einem Pichler gewidmeten Text hatte Wiener die Cyborg-Phantasie einer bewusstseinsbefreienden Maschine formuliert, die er BIO-ADAPTER nannte. 
Dieser "Glücksanzug", eine utopische Maschine, die den menschlichen Körper umgibt und letztlich die eigene Welt ersetzt, sollte sowohl als Schutzschild vor der bestehenden Realität dienen als auch eine völlig neue schaffen. Die Ausstellung bringt internationale Künstlerinnen und Künstler aus verschiedenen Generationen zusammen, deren Arbeiten mit Wieners antizipatorischen Schriften verwandt sind, und ist als eine Reihe von Assoziationen konzipiert, die das Erbe und die verlorenen Utopien dieses Konzepts erkunden. Im weitesten Sinne nimmt die Idee Begriffe wie virtuelle Realität und Cyberspace vorweg, kann aber auch als Tendenz zu Isolation und Einsamkeit, als Versteck, als autarkes System, als Negation und Überschreitung der Realität gesehen werden. Der Prozess gipfelt in einer Verschmelzung von Mensch und Maschine, die es dem Bewusstsein erlaubt, sich frei von jeglichen gesellschaftlichen Zwängen zu entwickeln. Aus diesem Grund sind alle seine Schriften fragmentiert, denn "nur Fragmente können ernst genommen werden". In diesem Sinne ist jeder Versuch, den Begriff zu erklären oder zu kontextualisieren, zwangsläufig unvollständig, ebenso wie eine Ausstellung, die seine Facetten erforschen soll. Utopisch und dystopisch zugleich präsentiert der Bio-Adapter eine Welt, in der alle Menschen glücklich sind, nur dass sie keine Menschen mehr sind. 
Diese Bestrebungen veranlassten Wiener, den "Anhang A" zu seiner "Verbesserung von Mitteleuropa, Roman" zu formulieren, und Pichler, ihn in einer Serie von Zeichnungen mit dem Titel "Bio-Adapter" zu verwirklichen. Der übermäßig ernste und etwas misanthropische Bio-Adapter soll seinen Träger von seiner Umwelt distanzieren, die ihrerseits durch Reflexionen seiner eigenen Wünsche ersetzt wird. Diese künstlerische und akademische Zusammenarbeit geht auf Pichlers "TV-Helm (tragbares Wohnzimmer)" aus dem Jahr 1967 zurück, im Wesentlichen ein Helm mit einem kleinen, eingebauten Fernseher, der der Ästhetik des Pop/Space Age entspricht. Zugleich verweist die alberne Selbstinszenierung von Wiener und Pichler auf die Ironie hinter ihren vagen Konzepten. Sich selbst nicht allzu ernst nehmend, stattete Wiener den Bioadapter "mit der Fähigkeit aus, in der Art eines wohlwollenden älteren Kollegen mit dem Adapter zu sprechen. Er wirkt nicht direkt auf die Nerven ein, sondern schaltet einfach mit Worten einen Glauben ein oder aus".
Wieners kalkulierbare Maschinen sind nicht so weit von der unvorhersehbaren Kraft der Kunst und des Schaffens entfernt, wie man meinen könnte. Die Ausstellung vereint medienübergreifend scheinbar nicht miteinander verbundene Künstler, die von solchen Denkrichtungen beeinflusst wurden und die Wiener's theoretische Arbeit, ihre Realisierungen und ihre Unmöglichkeiten in der zeitgenössischen Kunst neu interpretieren.


DER BIO-ADAPTER
“In its basic features, the bio-adapter offers the first debatable outline of a complete solution to all world problems.” Oswald Wiener
The friendship between writer, cyberneticist and language theorist OSWALD WIENER and artist and architect WALTER PICHLER was shaped by joint curiosity, and artistic exchange. The two worked, each within their own field(s), toward new ways of life, motivated by an intense interest in enhancement of perception. In a text dedicated to Pichler, Wiener had formulated a cyborg fantasy of a machine that liberates consciousness, one which he named BIO-ADAPTER. 
Essentially a utopian machine which was to surround the human body and ultimately replace one’s world, this “happines suit” was meant to work both as a shield from the existing reality, and create an entirely new one. Bringing together international artists across generations whose work is akin to Wiener’s anticipatory writings, the exhibition is conceived as a string of associations exploring the legacy and lost utopias of this concept. Broadly understood, the idea foresees notions such as virtual reality and cyberspace but can also be seen as a tendency toward isolation and solitude, a hiding space, a self-sufficient system, a negation and excess of reality. The process culminates in a merging of man and machine that allows consciousness to evolve, free of any societal constraints. For this reason, all of his writings are fragmented, as “only fragments can be taken seriously”. With that in mind, any attempt to explain and or contextualize the term is necessarily incomplete, as an exhibition exploring its facets is expected to be. Utopian and dystopian at the same time, the bio-adapter presents a world in which all people are happy, except that they are no longer people. 
These aspirations led Wiener to formulate the “appendix A” to his “Verbesserung von Mitteleuropa, roman” and Pichler to give it physical form in a series of drawings called “Bio-adapter”. The overly serious and somewhat misanthropic bio-adapter is meant to dissociate its wearer from his environment, which is in turn replaced by reflections of his own desires. This artistic and academic collaboration stems from Pichler’s “TV-Helm (portable living room)” from 1967, essentially a helmet with a small, built-in television in lines with the pop/space age aesthetics. Concurrently, the silly self-staging of Wiener and Pichler points to the irony behind their vague concepts. Not taking himself all too seriously, Wiener equipped the bioadapter “with the ability to speak to the adaptee in the manner of a benevolent older colleague. Not acting directly on the nerves, but rather simply turning a belief on or off by means of words.”
Wiener’s calculable machines are not as distant from the unpredictable power of art and creation as one may think. The show unites seemingly unrelated artists across media who have been influenced by such strains of thought, whom reimagined Wiener’s theoretical work, its realizations, and its impossibilities in contemporary art.
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